Autonom fahrende Kleinbusse werden die Mobilität in Zukunft maßgeblich verändern. Der autonome Bus in Bad Birnbach hat gezeigt, dass schon heute ein sinnvoller Einsatz dieser Technologie im Linienverkehr möglich ist. Dieser erfährt hohe Akzeptanz in allen Altersgruppen als Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und steigert dessen positive Wahrnehmung. Das sind die Kernaussagen verschiedener Studien zum Einsatz des autonomen Fahrzeugs in der niederbayerischen Gemeinde.
Dabei hat ein Forschungsnetzwerk aus dem Bereich für Innovative Verkehrskonzepte von DB Regio Bus, der Universität Würzburg, der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) und mehreren Instituten der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) das Projekt wissenschaftlich begleitet und verkehrsplanerische, gesellschaftliche und technische Aspekte des autonomen Busverkehrs untersucht. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lassen sich wichtige Schlussfolgerungen für die Übertragbarkeit und die weitere Entwicklung dieses Themas in der öffentlichen Mobilität ableiten.
„Es war uns wichtig, in diesem Forschungsprojekt nicht nur möglichst viele unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema autonomes Fahren im ÖPNV zusammenzuführen, sondern auch die gewonnenen Erkenntnisse mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen. Damit hoffen wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Mobilität leisten zu können“, erklärt Thomas Huber, Leiter Innovative Verkehrskonzepte bei DB Regio Bus in Bayern.
Seit dem Start der ersten autonom fahrenden Buslinie auf öffentlichen Straßen in Deutschland im Oktober 2017 wurden bereits über 20.000 Kilometer zurückgelegt und mehr als 32.000 Passagiere (Stand: 31.05.2019) befördert. „Gemeinsam haben wir das erste autonome Fahrzeug in Deutschland auf die Straße und in den öffentlichen Nahverkehr gebracht. Wir sind stolz, dass dieses Angebot in Bad Birnbach so gut angenommen wurde. Für weitere, komplexere Projekte beim autonomen Fahren werden uns die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Forschungskooperation helfen“, sagte Chris Büttner, Projektleiter für autonomes Fahren bei ioki bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse heute in Ingolstadt.
Als Koordinator der unterschiedlichen Fachbereiche der TH Ingolstadt blickt Prof. Lothar Wech positiv auf die vergangenen Monate der Zusammenarbeit zurück: „Wir konnten unsere Fachkompetenz in den Bereichen Nutzerakzeptanz und Technik einbringen und sind froh, dieses besondere Projekt gemeinsam mit den anderen Partnern gestaltet zu haben.“
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz des autonomen Shuttles die Wahrnehmung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Bevölkerung deutlich gesteigert hat. DB Regio Bus hat hierzu die Einstellung und das Verhalten der Anwohner hinsichtlich des ÖPNV und dessen Wahrnehmung analysiert. Die Integration des automatisierten Shuttles in den öffentlichen Verkehr ist somit nachfrageseitig gelungen. Ebenso hat das bestehende ÖPNV-Angebot von der Ergänzung um ein autonomes Shuttle profitiert.
Die Ergebnisse der Akzeptanzforschung durch die THI zeigen, dass der autonome Kleinbus von allen Bevölkerungsteilen gleichermaßen als Ergänzung des ÖPNV akzeptiert wird. Weder bei Älteren noch bei Jüngeren bestehen demnach Vorbehalte hinsichtlich eines fahrerlosen Verkehrs.
Zur Übertragbarkeit des Projektes in Bad Birnbach auf den weiteren Einsatz automatisierter Verkehre haben die Forscher der THD festgestellt, dass es bayernweit eine Vielzahl möglicher Einsatzorte gibt, zumindest was die technischen Voraussetzungen betrifft. Entscheidend für den tatsächlichen Einsatz ist darüber hinaus das Engagement der handelnden und entscheidenden Akteure.
Die mehr als ein Jahr andauernde Forschungsarbeit hat noch zahlreiche weitere Ergebnisse erbracht. Diese sind in der Veröffentlichung „Autonome Shuttlebusse im ÖPNV - Analysen und Bewertungen zum Fallbeispiel Bad Birnbach aus technischer, gesellschaftlicher und planerischer Sicht“ einsehbar.
Als nächster konkreter Schritt ist in Bad Birnbach geplant, den Bus im Herbst 2019 an den Bahnhof anzubinden. Weil dieser rund 2 Kilometer außerhalb der Ortsmitte liegt, wird mit dem autonomen Bus eine wichtige Lücke im ÖPNV der Marktgemeinde geschlossen.