Das Institut für neue Energie-Systeme der Technischen Hochschule Ingolstadt hat im Zeitraum Januar 2020 bis Oktober 2021 bei dem Unternehmen Conti Temic microelectronic GmbH in Ingolstadt ein betriebliches Energiekonzept entwickelt. Die Grundlage für eine geplante urbane Ultraeffizienzfabrik ist durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie im Förderprogramm „Energiekonzepte und kommunale Energienutzungspläne“ gefördert.
Zum aktuellen Zeitpunkt zeichnet sich die Energieversorgung des Standorts, wie an industriellen / gewerblichen Standorten üblich, durch eine lineare Versorgung von Netz / Erzeuger hin zum Verbraucher aus. Die spezielle Ausgangssituation am innerstädtischen Continental-Standort mit Wärmenetzanschluss, sowie dem gleichzeitigen Bedarf von Strom, Wärme und Kälte, bietet gute Ausgangsbedingungen für ein ganzheitliches, innovatives Konzept einer Ultraeffizienzfabrik. Die Kopplung der einzelnen Sektoren, Energiespeicherung wie auch die Erzeugung und Lieferung von Energie wurde diesbezüglich untersucht. Dabei wurde nicht ausschließlich eine Reduzierung des Energiebedarfs betrachtet, sondern ebenfalls die intelligente Vernetzung der Sektoren Kälte, Wärme, Strom und Mobilität analysiert, um weitere Einsparpotentiale und perspektivisch neue Einnahmequellen zu erschließen.
Das übergeordnete Ziel des auszuführenden Energiekonzepts ist, die Grundlagen zu legen für eine Weiterentwicklung des bestehenden Produktions-, Entwicklungs- und Verwaltungsstandorts der Conti Temic microelectronic GmbH hin zu einer „Ultraeffizienzfabrik“ im urbanen Umfeld. Die Basis dafür ist die Identifikation von Einsparpotenzialen und die Entwicklung von Energieversorgungskonzepten für die effiziente und nachhaltige Deckung des derzeitigen und zukünftigen Bedarfs. Darauf aufbauend wurden Konzepte entwickelt, die es ermöglichen proaktiv an der Energiewende mitzuwirken.
Für die Eigenerzeugung von Strom und Wärme erfolgte in Abstimmung mit dem Unternehmen die Betrachtung einer Kombination aus Photovoltaik und biomethanbetriebenen KWK-Anlagen als systemseitiger Ansatz. Basierend darauf wurden eine Reihe von Energiesystem-Konfigurationen analysiert, mit denen der Energiebedarf von Continental zu 25 bis 100 % durch Eigenproduktion gedeckt werden kann. Die Anfangsinvestitionen liegen dabei zwischen 1,3 und 2,9 Millionen Euro (je nach Art und Größe der KWK-Anlage).
Umfangreiche Analysen des Gesamtsystems über eine Laufzeit von zehn Jahren zeigten, dass Continental durch die Eigenproduktion der Energie langfristig Energiekosten einsparen kann und durch eine damit verbundene mögliche Reduktion der Emissionen um ca. 85 % die Nachhaltigkeit des Betriebs maßgeblich verbessert. Insbesondere die Photovoltaik bietet eine wirtschaftliche, risikoarme, emissionsfreie und schadstofffreie Alternative im Vergleich zum Energiemix des gegenwärtigen Energieversorgers. Darüber hinaus bietet die Einspeisung in ein lokales Wärmenetz ein erhebliches CO2-Reduktionspotential.
Dieses, vom Bayerischen Staatsministerium geförderte, innovative Projekt zur Energiekonzeptentwicklung für eine Ultraeffizienzfabrik wurde gemeinsam vom Institut für neue Energie-Systeme der Technischen Hochschule Ingolstadt unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wilfried Zörner und Dr. Christoph Trinkl und Continental Ingolstadt durch Leitung Technologie von Dr. Hüseyin Erdogan sowie durch das Facilitymanagement-Team von Hr. Robert Kistenpfennig erarbeitet.