Die Energiekrise hält Deutschland in Atem. Die Bundesnetzagentur entwirft Notfallpläne, nach denen bei akuter Knappheit das Gas verteilt und rationiert würde. Staatliche, städtische und kommunale Einrichtungen, aber auch die Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, Energie zu sparen. Aber wie kann man das in einem Privathaushalt tun? Viele Expertinnen und Experten nennen in diesem Zusammenhang das Thema Duschen. Doch taugt eine kürzere Duschzeit mit weniger warmen Wasser tatsächlich, um Energie zu sparen? Klaus-Uwe Moll, Professor an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und Dekan der Fakultät Maschinenbau, hat sich des Themas angenommen und durchgerechnet, wie viel Einsparpotenzial eine Dusche mit weniger Wasser und geringfügig niedriger Temperatur bringt. Die Zahlen sind eindeutig.
Als Professor an der Fakultät Maschinenbau beschäftigt sich Klaus-Uwe Moll mit vielen Themen rund um die Energie: „Auf den ersten Blick scheint das Thema Duschen nichts mit dem Maschinenbau zu tun zu haben“, sagt Klaus-Uwe Moll, „aber ohne die Erkenntnisse der Thermodynamik, der Strömungsmechanik oder der Regelungstechnik ließe sich das Einsparpotential nicht berechnen“. Er möchte seinen Studierenden praxisnah vermitteln, dass sie mit ihrem Wissen auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und positive Veränderungen hervorrufen können. Als Beispiel nennt er die viel zitierte Forderungen kälter und kürzer zu duschen, um möglichst viel Energie einsparen zu können. „Wenn jeder seinen Wasserbedarf beim Duschen um 1/3 reduziert, ob durch eine technische Maßnahme in Form eines Duschsparkopfes oder schlicht durch Abdrehen des Wassers beim Einseifen, und statt mit 37°C nur noch mit 31°C – also nicht etwa kalt - duschen würde, so könnte bereits der Energieeinsatz des Duschbades auf die Hälfte reduziert werden ohne nennenswerte Komforteinschränkungen.“, sagt der THI-Professor. Unter der Annahme von 40 Millionen Duschbädern täglich in Deutschland betrügen die Einsparungen 33.600 Gigawattstunden.
Ohne Erkenntnisse des Maschinenbaus könnte Energiesparpotenzial nicht berechnet werden
Wirkungsgradverluste und ähnliches sind hier noch nicht miteinberechnet. „Würde man das tun, wäre das Einsparpotential noch größer“, erklärt Klaus-Uwe Moll. „Vielen ist nicht bewusst, welche Energiemenge zum Erwärmen von Wasser notwendig ist."
Durch seine Berechnung, die er in einem Video detailliert vorstellt (https://www.youtube.com/watch?v=i6cGyFaCUvo) wird klar, wie gewaltig sich Multiplikatoren auswirken – auch wenn dem einzelnen Duschbad als alltäglicher Vorgang zunächst wenig Bedeutung beigemessen wird. „Es ist die Aufgabe von uns und künftigen Ingenieuren, solche Potenziale zu erkennen und so zu nutzen, dass einerseits Einsparungen realisiert werden und andererseits keine Komforteinschränkungen spürbar sind. Damit können maschinenbauliche Ingenieure ein großes Stück gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen“, resümiert Klaus-Uwe Moll.