Empfehlen Finanzberatungen ihren Kundinnen und Kunden absichtlich besonders riskante Anlagestrategien, um den eigenen Gewinn zu maximieren? Das hat Anna Ulrichshofer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der THI Business School, in ihrer Doktorarbeit untersucht. Für ihre Promotion mit dem Titel „Incentives and Competition in Credence Goods Markets” hat ihr die Universität Innsbruck jetzt den Ph.D.-Titel verliehen.
In der Branche ist es gängige Praxis, dass der Erfolg aller Beraterinnen und Berater individuell gemessen und in Rankings veröffentlicht wird. In einem theoretischen Modell motiviert sie das, höhere Risiken einzugehen, um den eigenen Profit zu steigern und somit in diesen Rankings besser abzuschneiden.
Anhand von Daten konkreter Kundenbeschwerden hat Ulrichshofer geprüft, ob das Modell auch in der Praxis zutrifft. Sie untersuchte, ob Finanzberaterinnen und -berater, die Fehlverhalten zeigen, ihr Verhalten ändern und wenn ja, wie. Außerdem ging sie der Frage nach, wie sich dieses Fehlverhalten auf den weiteren Berufsweg der Berater auswirkt. „Meine Ergebnisse zeigen, dass Finanzberaterinnen und -berater, bei denen es bereits Kundenbeschwerden gab, dazu tendieren ihr riskantes Verhalten zu wiederholen“, sagt Ulrichshofer.
Darüber hinaus deuten Ulrichshofers Auswertungen darauf hin, dass es sogar Firmen gibt, die gezielt Finanzberaterinnen und -berater rekrutieren, denen Fehlverhalten zwar vorgeworfen wurde, aber bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Somit profitieren sie sogar von riskantem Verhalten und Ausnutzen des Vertrauens ihrer Kundinnen und Kunden.